Die Neue Wache, 1816-1818

Die 1818 vollendete Neue Wache war Schinkels erster bedeutender ausgeführter Bau. Er errichtete ihn in städtebaulich herausgehobener Lage am östlichen Ende der Straße Unter den Linden zwischen dem Zeughaus und dem Palais des Prinzen Heinrich (heute Hauptgebäude der Humboldt-Universität). In dem Bau waren die Wachsoldaten für das gegenüber liegende Königliche Palais untergebracht, das Friedrich Wilhelm III. seit seiner Kronprinzenzeit bewohnte (heute Kronprinzenpalais). Darüber hinaus war das Gebäude als Denkmal der Befreiungskriege (1813-15) konzipiert. Diese Doppelfunktion brachte Schinkel zum Ausdruck, indem er den Bau nach dem Vorbild eines römischen Castrums errichtete, das er mit einer repräsentativen griechischen Tempelfront versah. Das Skulpturenprogramm nimmt die Thematik um Sieg, Ehre, Trauer und Gedenken auf: Das Relief im Giebelfeld zeigt Aufbruch, Sieg, Sturz und Tod eines Kriegers, Viktorien zieren das Gesims darunter, und rechts und links der tempelartigen Front wurden 1822 die von Christian Daniel Rauch aus Carrara-Marmor gefertigten Standbilder der Generäle Scharnhorst und von Bülow aufgestellt (heute gegenüber der Neuen Wache). 1930 funktionierte der Architekt Heinrich Tessenow die Neue Wache zu einem Ehrenmal für die im Ersten Weltkrieg gefallenen deutschen Soldaten um. Heute dient die Neue Wache als Zentrale Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Von außen nahezu unverändert, wurde zu diesem Zweck der mehrfach umgebaute und im Zweiten Weltkrieg zerstörte Innenraum 1993 in der reduzierten, kühlen Gestaltung Tessenows wiederhergestellt. Die Mitte des Raumes nimmt die Bronzeplastik „Mutter mit totem Sohn“ von Käthe Kollwitz ein. Die Aufstellung führt bis heute zu Kontroversen.

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