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Die kunsttechnologische Untersuchung der Zeichenmaterialien und Papiere Schinkels

Das Berliner Kupferstichkabinett bewahrt mit ca. 5000 Blättern den weltweit größten Bestand an Zeichnungen, Aquarellen und Gouachen und Druckgraphiken Karl Friedrich Schinkels. Diese einzigartige Sammlung umfasst nicht nur Arbeiten aller Schaffensphasen des Künstlers, sie dokumentiert zugleich die ganze Bandbreite seiner künstlerischen Betätigung: als Architekt gestaltete Schinkel nicht nur die Außenhaut von Bauwerken, vielmehr war er auch als Innenarchitekt tätig und entwarf ganze Raumfassungen bis hin zu Möbelstücken und Gegenständen des Kunsthandwerks. Er schuf Bühnenbilder ebenso wie eigenständige, ungebundene Kunstwerke. Diese immense Vielfalt spiegelt sich auch in den Materialien und Techniken der uns erhaltenen Kunstwerke wider. Sie reichen von ersten Bleistiftstudien über Reiseskizzen, Entwurfszeichnungen und Pausen bis hin zu Aquarellen und mit Zirkel und Reißnadel durchkonstruierten Architekturplänen. Mit ihnen erschließt sich ein einzigartiger Überblick über die von Schinkel angewendeten künstlerischen Techniken und die von ihm bevorzugten Zeichenmaterialien und Papiere. Die Untersuchung dieses in der Schinkel-Forschung bisher kaum berücksichtigten Aspekts und dessen systematische Erfassung in einer öffentlich zugänglichen Datenbank war das Ziel des kunsttechnologischen Teils des Projektes.

 

Methodik der kunsttechnologischen Untersuchungen

Die zerstörungsfreie kunsttechnologische Untersuchung des Schinkel-Bestandes erfolgte zunächst durch eine erste visuelle Begutachtung der Werke unter verschiedenen Lichteinfallswinkeln (Auflicht, Streiflicht, Durchlicht). Dadurch boten sich bereits zahlreiche Möglichkeiten, ein Papier zu beschreiben und Aussagen zu seiner Struktur, seinem Alter, seiner Qualität und Herkunft zu treffen. In einer zweiten Stufe wurden ausgewählte Objekte für detailliertere Auskünfte zusätzlich unter mikroskopischer Vergrößerung und unter UV-Strahlung untersucht.

Unterstützt wurde die Untersuchung der Papiere und Zeichen- und Malmaterialien durch naturwissenschaftliche Analysemethoden. So wurden beispielsweise Wasserzeichen durch das Fraunhofer Institut Braunschweig in einem neu entwickelten Thermographieverfahren visualisiert und digital aufgenommen.

 

Die Erfassung kunsttechnologischer Daten in einer Datenbank

Die Erfassung kunsttechnologischer Informationen in Form einer Datenbank bietet die Möglichkeit, spezifische Merkmale innerhalb größerer Objektgruppen zu filtern, miteinander zu kombinieren und in Verbindung zu einander und zu kunsthistorischen Informationen zu setzen. So können nun komplexe Fragestellungen, wie beispielsweise: "Welche zeichnerischen Techniken hat Schinkel in einer bestimmten Schaffensperiode verwendet?", "Inwiefern beeinflusste der Zweck und die Intention eines Werks die Papierauswahl?" und "Woher bezog Schinkel die Materialien auf seinen Studienreisen?" beantwortet werden.