Öl auf Leinwand; 94,0 x 140,0 cm
SM A.2
Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie

K. F. Schinkel: Mittelalterliche Stadt an einem Fluss, 1815

Im Zentrum des Bildes steht ein hochgotischer Dombau, der auf einer Anhöhe aus einem Wald hervor zu wachsen scheint. Am linken Rand erhebt sich eine Burg, in die ein Fürst mit seinem Gefolge einzieht. Rechts im Hintergrund erstreckt sich eine Stadt. Ein Unwetter scheint gerade abzuziehen, worauf der Regenbogen vor den dunklen, blaugrauen Wolken hinweist. Gleichnishaft ist in dem Bild die siegreiche Rückkehr Friedrich Wilhelms III. von Preußen nach den Befreiungskriegen dargestellt. Das Unwetter ist als göttliches Strafgericht zu deuten, das über Napoleon gefällt wurde, der unvollendete Dom als der Staat, den es zu vollenden gilt. Möglicherweise setzte Schinkel diesen auch mit »Nation« gleich, zumal die Gotik in der Zeit noch weitgehend als »deutscher« Stil verstanden wurde. In diesem Zusammenhang ist das Pendant zur »Gotischen Stadt an einem Fluss«, die »Griechische Stadt am Meer« als Idealbild der Polis anzusehen.